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Veröffentlicht am
04. Apr 2022
von David
Spielsucht ist ein Thema, das im Bewusstsein der Öffentlichkeit nur unzureichend wahrgenommen wird. Dabei handelt es sich um eine anerkannte Krankheit, die mittlerweile alarmierende Ausmaße annimmt: In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Spielsüchtigen in ambulanter oder stationärer Behandlung stetig erhöht.
Wie verbreitet ist Spielsucht?
Spielen ist unglaublich populär – in den USA geht man davon aus, dass 43 Prozent der Erwachsenen und 90 Prozent der Jugendlichen Videospiele spielen.1 Kein Wunder, dass dieser Trend in einigen Fällen zu pathologischem Suchtverhalten ausartet. Dabei sind nicht nur Computerspiele beliebt, die Spielsucht ist auch in der analogen Welt ein großes Thema, das Ärzte und Psychologen vor wachsende Herausforderungen stellt.
Das Deutsche Ärzteblatt schätzt die aktuelle Prävalenz in Deutschland auf 0,2-0,6 Prozent der Bevölkerung2 – mit steigender Tendenz: Die Zahl der stationär aufgenommenen Patienten hat sich von 2000 bis 2010 verdreifacht. Eine Metaanalyse von 2020 geht sogar von einer weltweiten Prävalenz von 3,05 Prozent aus.3 Mit hoher Sicherheit ist das lediglich die Spitze des Eisbergs, denn nur ein Bruchteil der Betroffenen begibt sich in Behandlung.4,5
Was ist Spielsucht überhaupt?
Spielsucht bedeutetet einen zwanghaften Drang zum Spielen
- an Spielautomaten,
- in Casinos,
- mit Wetten (Sportwetten, Pferdewetten, Fußballwetten) im Wettbüro oder Online,
- bei Onlinespielen, Videospielen und Computerspielen. 6
Dieser Zwang äußert sich in häufigem und regelmäßigem Spielverhalten – in einem Ausmaß, das die Lebensführung des Spielsüchtigen maßgeblich beeinträchtigt und soziale, berufliche und finanzielle Probleme verursacht. Patienten mit ausgeprägtem Hang zu Glücksspielen stehen unter hohem psychologischem Druck und sind anfällig für weitere psychische Störungen mit Suchtpotential bis hin zu Alkoholabusus und Drogenmissbrauch.4
Ist Spielsucht eine Krankheit?
Offiziell gilt Spielsucht tatsächlich als Krankheit – in der Liste der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) läuft sie unter dem ICD-Code F63.0. Die Kategorie F63 umfasst Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle. Sie ist gekennzeichnet durch „wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation (…), die nicht kontrolliert werden können und die meist die Interessen des betroffenen Patienten oder anderer Menschen schädigen.“ Zur gleichen Kategorie gehörten übrigens auch Kleptomanie und Pyromanie. Obwohl der direkte Vergleich hinkt zeigt er doch, dass Spielsüchtige dringend Hilfe brauchen.7,8
Wie wird die Diagnose Spielsucht gestellt?
In Deutschland gilt die ICD-10 als Grundlage für die Diagnose pathologischen Spielverhaltens, in den USA ist der Diagnostische und statistische Leitfaden psychischer Störungen (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) DSM-IV das vorherrschende psychiatrische Klassifikationssystem.
Diagnose Spielsucht gemäß ICD-10
Gemäß ICD-10 lässt sich pathologisches Spielverhalten anhand folgender Kriterien feststellen:8,9
- Über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr gab es zwei oder mehr Episoden Glücksspiel.
- Diese brachten dem Patienten keinen Gewinn, aber er setzt sie trotz der persönlichen Belastung und Beeinträchtigung seiner individuellen Funktionsfähigkeit weiter fort.
- Der Patient berichtet von einem intensiven, schwer kontrollierbaren Spieldrang und ist nicht in der Lage, das Glücksspiel von sich aus zu beenden.
- Der Patient ist gedanklich ständig mit dem Spielen und den damit verbundenen Umständen beschäftigt.
Diagnose Spielsucht gemäß DSM-IV
Das US-amerikanische Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders definiert zehn Kriterien, von denen in den letzten zwölf Monaten mindestens fünf erfüllt sein mussten, um von einer IGD zu sprechen; drei bis vier Punkte bezeichnet man noch als problematisches Spielverhalten:10,11
- Der Patient ist ständig mit Glücksspielen beschäftigt.
- Er spielt mit steigenden Geldbeträgen.
- Wiederholte Versuche das Spielen zu kontrollieren, einzuschränken oder damit aufzuhören waren erfolglos.
- Der Patient reagiert gereizt oder unruhig, wenn er das Spielen einzuschränken oder zu beenden versucht.
- Das Glücksspiel hilft beim Vergessen von Problemen oder schlechter Stimmung.
- Nach Verspielen von Geld wird versucht, den finanziellen Verlust durch erneutes Spielen auszugleichen.
- Der Patient verschleiert das Ausmaß seines Spieltriebes.
- Er hat illegale Handlungen unternommen, um das Glücksspiel zu finanzieren.
- Beziehungen, Beruf, Bildungs- oder Karrierechancen wurden gefährdet oder gingen verloren.
- Der Spielsüchtige verlässt sich darauf, dass ihm andere aus seiner durch das Spielen hervorgerufenen misslichen finanziellen Lage heraushelfen.
Was ist noch normal und was ist schon Spielsucht?
Spielender Mensch: Der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga hat uns 1938 als Homo ludens bezeichnet. Ebenso wie Katzen magisch von einem Wollknäuel angezogen diesem hinterherjagen liegt die Beschäftigung mit unvorhersehbarem Gewinnen oder Verlieren in den menschlichen Genen und ist grundsätzlich etwas völlig Natürliches.12 Als Hauptmotive für Glücksspiel geben die meisten Spieler den Wunsch nach einem Geldgewinn und schlicht Spaß an der Sache an.
Dementsprechend gilt es zwischen einem gesunden normalen Spielverhalten und einer ungesunden pathologischen Spielsucht zu unterscheiden – wer alle paar Jahre ins Casino geht oder hier und da eine Fußballwette abgibt ist deswegen noch lange nicht süchtig: Ähnlich wie beim Genuss von Alkohol muss man zwischen Gebrauch (Usus) und Missbrauch (Abusus) unterscheiden. Nur ein kleiner Teil der sporadischen Glücksspieler entwickelt ein problematisches Suchtverhalten.6,13
Ebenso wichtig ist die Differenzialdiagnose zwischen Spielsucht und anderen Formen des Spielens, wie etwa professionell betriebenes Glücksspiel oder exzessives Spielen bei manischer Depression und antisozialer Persönlichkeitsstörung. Die exakte Unterscheidung gestaltet sich auch für versierte Psychologen oftmals schwierig, und eine Erkrankung schließt die andere nicht automatisch aus.10,13
Wer ist öfter von Spielsucht betroffen: Männer oder Frauen?
Klare Sache: Die Mehrzahl der Spielsüchtigen sind Männer – Untersuchungen gehen davon aus, dass sie zweieinhalb mal öfter als Frauen daran leiden.3 Gegeneinander anzutreten und zu kämpfen liegt in ihrer Natur und gilt als Ausdruck von Männlichkeit. Testosteron, Adrenalin und Glückshormone bilden eine unglückliche Konstellation, bei der sich Spielsüchtige nicht nur als Gewinner, sondern auch als Mann bestätigt fühlen – und das umso häufiger, wenn es im wahren Leben an dieser Bestätigung hapert. Trotzdem sind Frauen nicht vor Spielsucht gefeit. Darüber hinaus nehmen Männer an mehr Glücksspielen teil. Insgesamt spielt man mit fortschreitendem Alter regelmäßiger und öfter.13,14
Wie viele Spielsüchtige gibt es in Deutschland?
Ein Forschungsbericht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) kam für das Jahr 2019 in Deutschland zu folgenden Ergebnissen:
- Die Jahresprävalenzen (Anteil der 2019 insgesamt an Glücksspielen teilnehmenden Personen ungeachtet von Suchtverhalten) lagen bei
- Lotterien: 32,5 %
- Eurojackpot: 10,8 %
- Automaten- und Casinospiele: 4,1 %
- Sportwetten: 2,2 %
- Internet-Casinospiele: 0,7 %
Allerdings ist bei Lotterien das Risiko für ein problematisches oder pathologisches Glücksspielverhalten am geringsten, bei Automaten- und Casinospielen sowie Sportwetten am höchsten. Hier wurden insgesamt festgestellt:
- Problematisches Glücksspielverhalten zeigten 0,39 % der Bevölkerung (hochgerechnet etwa 229.000 Personen). Darunter waren
- 0,68 % Männer,
- 0,10 % Frauen.
- Pathologisches Glücksspielverhalten wurde bei 0,34 % der Bevölkerung festgestellt (hochgerechnet rund 200.000 Personen), davon
- 0,60 % Männer,
- 0,08 % Frauen.
Handy & Co.: Welche Rolle spielt das Internet für Spielsüchtige?
Online-Spielsucht wird im englischen Sprachraum als Internet Gaming Disorder (IGD) bezeichnet. Sie wurde erst kürzlich in das aktualisierte Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) aufgenommen. Die Kriterien leiten sich aus der Diagnostik von pathologischem Glücksspiel und Substanzabhängigkeit ab.15,16 Besonders anfällig dafür sind nicht nur Erwachsene, sondern auch in zunehmendem Maße die jüngeren Semester.
Welche Rolle spielt Spielsucht bei Kindern und Jugendlichen?
Spiele auf Handys, Videospiele, Spielekonsolen und Computerspiele sind offenbar nur die Spitze des Eisberges der Spielsucht bei Minderjährigen und Heranwachsenden:17–19 Die Online-Spielsucht entwickelt sich zusehends zu einem massiven Problem, weil sich bei einem Internetangebot die Altersverifikation – von Seiten des Betreibers nicht ganz uneigennützig – in der Regel leicht umgehen lässt. Während im Casino oder Wettbüro eine Alterskontrolle stattfindet kommen an Computer und Handy auch Jugendliche und selbst Kinder zum Zuge. Obwohl das illegal ist spielt man in Kindheit und Jugend offensichtlich besonders gerne: Psychologen gehen inzwischen je nach Land und Altersstufe von einer Prävalenz zwischen einem und neun Prozent aus.20
In Deutschland schätzt man die Prävalenz der IGD auf 5,7-7,0 Prozent ein. Besonders erschreckend ist die Korrelation des Spielens im Internet mit niedrigem Lebensalter und männlichem Geschlecht, zumal das Verhalten bei Heranwachsenden mit der Vernachlässigung sozialer Kontakte und erhöhtem Risiko für Depressionen und Angststörungen einhergeht.15,21
Führt Corona zu mehr Spielsucht?
Nicht zu unterschätzen sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Covid-19 hat zu wochenlanger Isolation, Quarantäne und Online-Unterricht ohne die üblichen sozialen Kontakte geführt. So ist es nicht unbedingt verwunderlich, dass sich insbesondere Kinder und Jugendliche verstärkt mit Online-Spielen beschäftigen und ein erhöhtes Risiko für eine IGD zeigen.22–24 Abschließende Untersuchungen zu Online-Spielsucht und Corona liegen noch nicht vor, aber sie dürfte ebenso wie depressive Verstimmungen und andere psychische Beeinträchtigungen eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
Welches sind die typischen Symptome von Spielsucht?
Die Kriterien von ICD-10 und DSM-IV lassen sich verkürzt zusammenfassen: Spielsucht ist gekennzeichnet durch mindestens zwölf Monate lang vorliegendes
- anhaltendes Spielverhalten,
- fehlende Kontrolle,
- soziale, berufliche und finanzielle Beeinträchtigungen.9,11
Was sind Anzeichen für Spielsucht?
An Spielsucht leidende Patienten zeigen eine Reihe typischer Verhaltensweisen:8,25–28 Sie
- fühlen sich unfähig, ihr Spielverhalten zu regulieren oder einzustellen,
- spielen heimlich,
- leugnen ihre Sucht gegenüber sozialen Kontakten,
- spielen zwanghaft,
- erleben intensive negative Stimmungszustände bis hin zu Entzugserscheinungen, wenn sie nicht spielen können, vor allem Reizbarkeit, Nervosität, Traurigkeit und Langeweile,
- haben Angst etwas zu verpassen,
- verspüren in ihrer Scheinwelt ein starkes Gefühl der persönlichen Identität und Bestätigung,
- leiden an erheblichem Verlust des Selbstwertgefühls,
- beenden das Spielen nicht, obwohl ihnen der angerichtete Schaden vollkommen bewusst ist.
Welche Folgen hat Spielsucht?
Personen mit GD spielen unter Ausschluss anderer Aktivitäten, was zu verpassten Lebenschancen und dem Verfall von sozialen, familiären, beruflichen und materiellen Werten führt.4,29
Zu den vernachlässigten Aktivitäten gehören
- Grundlagen der Selbstversorgung, vor allem Schlaf, Essen und körperliche Hygiene,
- soziale Interaktionen wie Freunde treffen oder Familie besuchen,
- wichtige Aufgaben in Schule, Arbeit und/oder Betreuung von Kindern und Angehörigen.
Als Folge von Glücksspiel ergeben sich zudem häufig hohe Schulden; mehr als 60 Prozent aller Glücksspieler geben an, durch ihre Sucht einen finanziellen Verlust erlitten zu haben.30,31
Welche Rolle spielen Folgeerkrankungen?
Viele Betroffene leiden nicht nur an Spielsucht alleine – die pathologische Beeinträchtigung des Belohnungszentrum sorgt dafür, dass häufig eine Reihe von Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) hinzukommt. Dazu gehören auch der Missbrauch von Alkohol, Nikotin, Cannabis und anderen Substanzen.32,33
Gibt es Risikofaktoren für Spielsucht?
Psychologen gehen inzwischen davon aus, dass dabei die Persönlichkeit und die Familiengeschichte eine wichtige Rolle spielen.34 Dessen ungeachtet gibt es aktuell nur wenige Untersuchungen, die sich mit den klinischen, sozialen und demographischen Risikofaktoren der Spielsucht beschäftigen.14,35
Gibt es bei Spielsucht Entzugserscheinungen?
Wie bei jeder Sucht – hat sich das Gehirn erst einmal an die positiven Bestätigungen gewöhnt, so will es diesen glücklich machenden Kick weiterhin bekommen. Allerdings gibt es zu diesem vernachlässigten Thema bisher kaum qualitativ überzeugende Studien, die sich näher mit den Folgeerscheinungen eines Entzuges beschäftigen. Meistens ist lediglich unspezifisch von Reizbarkeit und Ruhelosigkeit die Rede, ohne auf die genauen Symptome einzugehen.25 Zu den affektiven Beschwerden gehören Ahedonie (die Unfähigkeit, Freude zu empfinden) und selbst körperliche Anzeichen wie eine gesteigerte Herzfrequenz.36 Auch bei Spielsucht ist der Entzug vor allem Kopfsache.
Wie wird Spielsucht diagnostiziert?
Die Diagnose von Spielsucht ist in der Regel einfach, sobald sich der Patient erst einmal zu einem Arztbesuch überwindet. Professionelle Hilfe oder eine Selbsthilfegruppe ist unbedingt angebracht, denn von allein wird er seinen Lebensstil nicht verändern.
Der Brief Biosocial Gambing Screen (BBGS) des International Center for Responsible Gaming (ICRG) ist ein wichtiges Mittel zur Diagnosestellung bei Spielsucht.4,11,37 Er besteht aus drei kurzen Fragen, die der Patient mit Ja oder Nein beantworten muss und der prinzipiell als Selbsttest dienen kann:
- Wurden Sie in den vergangenen 12 Monaten ruhelos, gereizt oder ängstlich, wenn Sie versucht haben, mit dem Spielen aufzuhören oder weniger zu spielen?
- Haben Sie in den vergangenen 12 Monaten versucht, vor ihrer Familie oder Ihren Freunden zu verbergen, wie viel Sie spielen?
- Hatten Sie in den vergangenen 12 Monaten aufgrund Ihres Glücksspiels finanzielle Probleme in einem Ausmaß, dass Sie die Unterstützung von Familie, Freunden oder sozialen Einrichtungen benötigt haben?
Bereits ein einziges Ja bei den Antworten gilt als sicheres Zeichen für Spielsucht.
Wie ist die Suizidrate bei Spielsucht?
Wie bei anderen Formen der Sucht ist bei Spielsüchtigen die Suizidrate deutlich erhöht. Dass sie lebensmüde werden hängt vor allem mit Begleiterscheinungen wie Schlafmangel und den sich daraus entwickelnden Depressionen und Angstzuständen zusammen, wie eine chinesische Studie mit 1066 Jugendlichen 2020 nachwies.38 Zu einem ähnlichen Resultat kam auch eine Metaanalyse von 25 Beobachtungsstudien in mehreren Ländern, die sich mit Suizidgedanken, konkreten Suizidabsichten und tatsächlichen Selbstmordversuchen befassten.39
Wie kann man Spielsucht bekämpfen?
Über die Wirksamkeit einer psychologischen Erstbehandlung von Spielsucht ist bislang nur relativ wenig bekannt.40 Speziell bei der Internet-Spielsucht hat eine Metaanalyse von zwölf Studien 2019 ergeben, dass die kognitive Verhaltenstherapie die Symptome zumindest teilweise bessern kann. Als die vier wichtigsten Bezugsgrößen wurden die typischen Verhaltensweisen, Angst, Depression und die mit Spielen verbrachte Zeit auf den Prüfstand gestellt. Die Verhaltenstherapie wirkte sich zumindest kurzfristig vor allem positiv auf Suchtverhalten und depressive Stimmung aus, weniger deutlich auf Angstzustände, und eine Reduzierung der mit Online-Spielen verbrachten Zeit gab unklare Ergebnisse. Hier ist noch viel Forschungsarbeit erforderlich.28
Wie groß sind die Heilungschancen bei Spielsucht?
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt ausdrücklich die ambulante Verhaltenstherapie. Die meisten Patienten ziehen diese einer stationären Behandlung in einer Suchtklinik vor. Obwohl gut die Hälfte die Therapie vorzeitig abbricht sind die Heilungschancen bei den Spielsüchtigen, die ihre Verhaltenstherapie bis zum Schluss durchziehen, mit rund zwei Dritteln erfreulich hoch.
Einen Sonderfall stellen Spielsüchtige dar, die zugleich ein Problem mit Alkohol und/oder Drogen haben – sie sind in einer speziellen Suchtklinik auf jeden Fall deutlich besser aufgehoben.41
Wer bietet Hilfe bei Spielsucht an?
Glücklicherweise gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Ansprechpartnern, an die sich Spieler und Angehörige von Spielsüchtigen wenden können.
Hilfe bei Spielsucht bei der BZgA
Möchte man als Betroffener oder als Angehöriger Hilfe suchen, dann empfiehlt sich als erste Anlaufstelle die Gesundheitsberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Auf www.check-dein-spiel.de gibt es nicht nur jede Menge hilfreiche Informationen zum Thema, sondern auch einen Selbsttest ebenso wie eine E-Mail-Beratung und Telefon-Beratung – auf Deutsch und in Fremdsprachen wie Türkisch.
Die Spielsucht-Hotline, das BzGA-Beratungstelefon zur Glücksspielsucht steht montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr, freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr unter der Rufnummer 0800 1 37 27 00 zur Verfügung.
Ebenso können Spieler und Angehörige Beratungsprogramme in einem Chat in Anspruch nehmen. Die Beratungen sind kostenfrei und anonym, und alle Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt.
Hilfe durch den Fachverband Glücksspielsucht
Ähnlich spezialisiert wie die Hilfeseiten der BZgA sind die beim Fachverband Glücksspielsucht e.V. – auch hier werden Aufklärung, fachliche Beratung und Hilfe angeboten. Die Internetadresse lautet www.gluecksspielsucht.de.
Spielsucht bekämpfen ohne Therapie? Da dürfte für viele Betroffene und Angehörige die Online-Selbsthilfegruppe interessant sein: Der Blog www.gluecksspielsucht-selbsthilfe.de wird in seiner Arbeit durch den AOK Bundesverband unterstützt.
Hilfe bei Spielsucht in der Nähe finden
Der Fachverband Glücksspielsucht e.V. bietet darüber hinaus Hilfe in der Nähe an: Adressen mit Selbsthilfegruppen zur Spielsucht-Therapie finden sich auf der Übersichtkarte https://www.gluecksspielsucht-selbsthilfe.de/maps.php.
Weitere Unterstützung leistet die DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.) www.dhs.de: Im Suchthilfeverzeichnis lassen sich Hilfsangebote in der näheren Umgebung per Ort oder Postleitzahl auffinden, ebenfalls in zahlreichen Sprachen und sowohl für Angehörige wie Spielsüchtige selbst. Die Internetadresse lautet www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis. Willkommen ist wirklich jeder – jüngere wie ältere Personen wie auch Menschen mit Behinderungen, Migrationshintergrund und beliebiger Geschlechtsidentität.
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