Poker Spieler mit einem Royal Flush

Poker Tipps für Anfänger von einem Croupier

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Veröffentlicht am
07. Apr 2022
von Juergen

Poker ist eines der beliebtesten Spiele in der Casinowelt und das in den unterschiedlichsten Ausführungen. Live-Übertragungen im Fernsehen locken Millionen Zuschauer an den Bildschirm. Poker ist gesellschaftsfähig geworden und gehört mittlerweile zu einer spannenden Freizeitbeschäftigung von vielen Menschen.

Manche haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und verdienen ihren Lebensunterhalt mit Poker. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Menschen für dieses Thema interessieren. Jürgen Blum war 14 Jahre lang in der Pokerszene als Croupier und Spieler tätig und gibt in diesem Artikel hilfreiche Tipps für Anfänger.

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Zu viele oder zu wenige Hände spielen

Die meisten Tipps für Anfänger beinhalten den Punkt, nicht zu viele Hände zu spielen. Das stimmt zwar, ist aber zu einfach gedacht. Anfänger können die Stärke ihrer Hand noch nicht richtig einschätzen und daher macht es Sinn, seine Handrange sorgfältig auszuwählen. Das Pokerspiel hat sich aber im Laufe der Zeit stark verändert. Am Anfang des Pokerbooms reichte es noch aus, sich auf simples ABC Poker zu beschränken und mit der Tight/Agressiven Spielweise konnte man gute Gewinne einfahren.

Mittlerweile ist die generelle Spielstärke an den Tischen enorm angewachsen und die allermeisten Spieler kennen die Grundstrategie. Ein sehr tightes Spiel kann heutzutage noch in der Anfangsphase eines Turniers von Vorteil sein, aber gerade im Cashgame ist das Spiel zu durchschaubar. Daher rate ich auch Anfängern die Handrange etwas zu erweitern und nicht klassisches ABC Poker zu spielen. Man versteift sich ansonsten zu sehr auf diese Strategie und hat es später schwerer auf eine aggressivere Spielweise umzustellen.

Welche Pokervariante?

Texas Hold'em Poker versus Omaha Poker

Die bekannteste Pokervariante ist eindeutig No Limit Texas Hold´em Poker. Gerade bei Turnieren ist es auch heute noch die häufigste Variante, die gespielt wird. Mit der Zeit wurde auch Omaha immer bekannter und viele Spieler stellten darauf um. Viele würden jetzt Anfängern empfehlen, sich zuerst voll und ganz auf Texas Hold´em zu beschränken und erst später die schwereren Varianten zu erlernen. Texas Hold´em sollte man auch unbedingt können und man kann sich durchaus zuerst darauf konzentrieren. Texas Hold´em muss man aber nicht perfekt beherrschen bevor man sich an anderen Varianten versucht. Man sollte sich aber gleich zu Beginn die Frage stellen, welches Ziel man mit Poker erreichen will und in welchem Spiel man wirklich gut werden möchte.

Ich kenne persönlich jemanden, der ein akzeptabler Spieler in Texas Hold´em und Omaha ist, aber eher auf den kleineren Limits unterwegs war. Er hat seine Fähigkeiten dann in 5 Card Omaha perfektioniert und das zu einer Zeit als diese Variante noch in kaum einem Casino gespielt wurde. Viele sind von Omaha zu 5 Card Omaha gewechselt und haben dieselben Strategien angewendet wie bei Omaha. 5 Card Omaha ist zwar sehr ähnlich wie das klassische Omaha, aber es gelten ganz andere Wahrscheinlichkeiten. Dadurch konnte sich mein Bekannter einen so großen Vorteil erarbeiten, dass er mittlerweile an den höchsten Highroller Tischen mitspielen kann.

Es ist besser im Pokern eine Variante perfekt zu beherrschen, als viele Varianten gut zu beherrschen. Eine Spezialisierung auf eine Variante oder Turnierform macht also durchaus Sinn. Es geht im Pokern immer darum, besser als die anderen Spieler zu sein und kaum jemand schafft es, in jeder Variante das Spiel zu dominieren.

Mit der Strategie beschäftigen

Illustration eines Gehirns, das mit Spielkarten jongliert

Poker ist ein Geschicklichkeitsspiel mit einer Glückskomponente. Wer wirklich gut darin werden möchte, kommt nicht daran vorbei, sich intensiv mit der Strategie des Spiels zu beschäftigen. Vereinfacht gesagt gewinnt man im Pokern langfristig, wenn man öfter mit der besseren mathematischen Wahrscheinlichkeit in eine Hand investiert als es der Gegner tut. Und genau hier kommt auch das Glück ins Spiel.

Man kann oft hintereinander trotz der besseren Wahrscheinlichkeit die Hand verlieren. Auf Dauer aber setzt sich die Mathematik durch und man wird Gewinne einfahren. Man kann es auch mit einem Bankspiel im Casino vergleichen. Die Bank hat immer einen Hausvorteil und trotzdem kann es passieren, dass ein Spieler die Bank sprengt und den ganzen Tag nur gewinnt. Dieses Glück ist jedoch nicht von Dauer und langfristig wird die Bank das gesamte Geld des Spielers gewinnen.

Und das unterscheidet auch einen schlechten Pokerspieler von einem guten Pokerspieler. Ein guter Pokerspieler nimmt sozusagen die Rolle der Bank ein, indem er mit einem mathematischen Vorteil in eine Hand geht. Sich mit der Strategie und der damit einhergehenden Mathematik zu beschäftigen, ist also unabdingbar für den Erfolg am Pokertisch. Da ich selbst auch Pokerspieler war, habe ich weit über 15 Pokerbücher in meiner Laufbahn gelesen. Angefangen habe ich mit dem Buch – Poker für Dummies – und kann nur jedem Anfänger empfehlen, sich das Buch zuzulegen. Der Titel ist zwar nicht gerade sehr schmeichelhaft, aber um die Basisstrategie und das generelle Konzept von Poker zu verstehen, ist kein anderes Buch so geeignet wie dieses.

Tableselection

Pokertisch mit Dealer und sechs sehr unterschiedlichen Spielern

Die besten Pokerspieler der Welt treten regelmäßig im Fernsehen auf und viele wollen gerne mal mit den Profis am Tisch sitzen. Während man bei anderen Sportarten niemals zu der Gelegenheit kommt, zum Beispiel gegen einen Cristiano Ronaldo zu spielen, so ist es im Poker durchaus möglich, sich mit den Profis zu messen. Doch sinnvoll ist das nicht.

Anfänger begehen oft den Fehler, sich einfach an irgendeinen Tisch zu setzen, ohne eine Vorauswahl zu treffen. Dabei geht es beim Pokern nicht darum, der beste Spieler zu sein, sondern darum, der beste Spieler am Tisch zu sein. Oder zumindest einer der besten Spieler am Tisch zu sein. Der zehntbeste Spieler der Welt wird langfristig verlieren, wenn er sich mit den neun noch besseren Spielern an einen Tisch setzt. Umgekehrt gilt das jedoch auch. Der zehntschlechteste Spieler der Welt wird langfristig gewinnen, wenn er es mit den neun noch schlechteren Spielern aufnimmt. Dann ist er nämlich der beste Spieler an diesem Tisch.

Und genau darum geht es. Man muss “nur” besser sein als die Spieler, mit denen man aktuell am Tisch sitzt. Für Anfänger ist es oft schwer einzuschätzen, wie gut andere Spieler sind. Man sagt auch: Wer den Fisch (schlechter Spieler) am Tisch nicht erkennt, der ist selbst der Fisch. Und da ist was Wahres dran. Darum ist es von entscheidender Bedeutung genau darauf zu achten, mit welchen Gegnern man es zu tun hat und die Tische, an denen man spielt, dementsprechend auszuwählen.

Den Bluff richtig einsetzen

Mann wirft Poker-Chip auf Tisch mit Stapeln von Poker-Chips

Der berühmte Bluff ist ein wesentliches Spielelement von Poker. Vor allem in Hollywood Filmen wird er gerne für dramaturgische Zwecke in Szene gesetzt. Allen Anfängern kann ich nur raten, den Bluff sehr sparsam einzusetzen. Ich würde fast so weit gehen, ihn am Anfang am besten gar nicht zu verwenden, zumindest nicht bei hohen Pots. Als Croupier habe ich so viele Situationen miterlebt, in denen jedem am Tisch sofort klar war, dass der eher unerfahrene Spieler gerade sein ganzes Geld in die Mitte schiebt, ohne eine gute Hand zu halten.

Das war manchmal sogar so offensichtlich, dass sich andere Spieler ein Lächeln nicht verkneifen konnten. Jeder hat den rosa Elefanten im Raum wahrgenommen, außer dem Spieler selbst, der den Bluff inszenierte. Ein Bluff richtig eingesetzt, kann eine mächtige Waffe sein, um sich einen Vorteil zu erarbeiten. Aber gerade Anfänger setzen ihn oftmals falsch ein und er ist für erfahrene Spieler zu leicht zu durchschauen. Anfänger sollten also sehr sparsam damit umgehen und ihn eher bei kleineren Pots anwenden, um ihn den anderen Spielern zeigen zu können. Wenn die anderen Spieler nämlich davon ausgehen dass ein Spieler nie blufft, ist das auch kontraproduktiv. Dann erhält man keine Auszahlung mehr für seine guten Hände.

In jedem Fall sollte der Bluff von Anfängern nicht überbewertet werden. Meistens ist man noch nicht in der Lage, sein Gegenüber richtig einschätzen zu können, während erfahrene Spieler den Bluff zu oft durchschauen.

On Tilt

Meistens gehen Spieler “on Tilt” wenn sie einen Badbeat kassiert haben. Man ist dann so verärgert über den schlechten Ausgang, dass man trotz besserem Wissens von der optimalen Strategie abweicht und mit “Gewalt” versucht, den Verlust wieder zurückzugewinnen. Poker kann eine Belastungsprobe darstellen und oft ist es schwer, einen Verlust zu verkraften, ohne dass das eigene Spiel darunter leidet.

Ein frustriertes Pärchen beim Poker-Spielen geht All-in

Und das ist einer der wichtigsten Tipps für Anfänger, weil man damit bereits einen großen Vorteil gegenüber anderen Spielern erlangen kann. Selbst erfahrene Spieler geraten immer wieder in den Tilt Modus und verlieren damit meist viel Geld. Poker ist ein Geduldsspiel und nur Spieler, die auch die geistige Stärke besitzen, einen Verlust pragmatisch hinzunehmen, werden sich auf Dauer durchsetzen. An seiner mentalen Fähigkeit zu arbeiten, mit solchen Situationen richtig umzugehen, macht den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust aus.

Aber Vorsicht: Man kann nicht nur durch einen Badbeat in den Tilt Modus kommen. Auch Langeweile spielt hier eine große Rolle. Man hat lange Zeit keine guten Hände bekommen und will nun auch endlich am Spiel teilnehmen. Dadurch spielt man plötzlich Hände, die man ansonsten nicht spielen würde und man weicht vom optimalen Spiel ab. Wer sich selbst beherrschen kann, hat einen großen Vorteil gegenüber den meisten anderen Spielern und sollte deshalb diesen Tipp unbedingt beherzigen.

Bankrollmanagement

Mann mit Taschenrechner und Stift wirft Münze in Sparglas

Poker ist ein mathematisches Spiel. Da auch das Glück eine große Rolle spielt, kann die Varianz hier enorm sein. Trotz des mathematisch korrekten Spiels können lange Verluststrecken eintreten. Damit diese keine zu großen Auswirkungen haben, ist ein Bankrollmanagement unverzichtbar. 100 Buy-ins sollte man als Anfänger für ein Limit zur Verfügung haben  und erst im Limit aufsteigen, wenn man für das nächste Limit wiederum 100 Buy-ins zur Verfügung hat.

Aber das ist nicht alles. Man sollte ein Limit auch “schlagen” können. Erst wenn man in einem Limit gewinnbringend spielen kann, sollte man den Aufstieg wagen. Wichtig ist auch, sich auf einem Einsatzlevel wohl zu fühlen. Es bringt nichts, wenn zwar die Bankroll für ein Limit vorhanden ist, man dann aber nicht sein A-Game spielen kann, weil man Angst vor dem Verlust hat.

Wer an einem Pokertisch Angst um sein Geld hat, der wird zwangsläufig falsche Entscheidungen treffen. Die Bankroll ist das Kapital, das man ausschließlich für das Pokerspiel zur Verfügung hat und auch nur dafür verwendet werden sollte. Und dieses gilt es gewinnbringend anzulegen. Nämlich in die eigene Spielstärke. Und das ist nur dann möglich, wenn man auch emotionslos die richtigen Entscheidungen treffen kann.

Fazit

Auch wenn sich die durchschnittliche Spielstärke im Laufe der Zeit erhöht hat, so kann man auch heute noch gewinnbringend Poker spielen. Poker ist ein komplexes Spiel, welches man zwar schnell erlernt hat, aber nur schwer zu meistern ist. Daher ist es umso wichtiger für Anfänger, sich bereits im Vorfeld mit der richtigen Strategie auseinanderzusetzen. Eingelernte Fehler sind nur schwer wieder wegzubekommen und aus diesem Grund sollte man den Fokus von Anfang an auf das Wesentliche richten. Dann macht Poker nicht nur Spaß, sondern man kann sich damit auch einen netten Nebenverdienst erarbeiten.

Begriffserklärung

Handrange

Bezeichnet die Hände, die man selbst oder der Gegner spielt. Ein vorsichtiger Spieler hat eine kleinere Handrange, also weniger Hände, die er überhaupt spielt. Ein aggressiver Spieler hat eine größere Handrange, weil er auch Hände spielt, die man als spekulativ ansehen kann. Man kann auch den Gegner besser einschätzen, wenn man in etwa weiß, welche Handrange er spielt.

Tight/Aggressiv

Die Tight/Aggressive Spielweise beschreibt einen Spielstil, bei dem man nur die besten Hände spielt, diese aber dann mit vielen Erhöhungen aggressiv spielt, um das meiste Geld aus der Hand rauszuholen. Man bezeichnet also einen Spieler als Tight, wenn er nur sehr wenige Hände spielt. Man weiß dann meist sicher, dass der Gegner ein starkes Blatt hat, sobald ein tighter Spieler an einem Pot interessiert ist.

ABC -Poker

Bezeichnet eine Standard Spielweise. ABC – Poker ist sehr leicht zu durchschauen. Man spielt nur die besten Hände und spielt sie immer nach dem gleichen Ablauf. So können andere Spieler bereits am Setzverhalten erkennen, welche Hand der Gegner in etwa haben wird.

Badbeat

Ein Badbeat bedeutet, dass man mit einer sehr starken Hand in die Runde geht und nur mit sehr viel Pech am Ende trotzdem noch verliert. Zum Beispiel weil ein Spieler auf dem River (die letzte Gemeinschaftskarte) genau die Karte bekommt, die er gebraucht hat, um zu gewinnen, obwohl die Wahrscheinlichkeit dafür nur bei wenigen Prozent lag.

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