Autor
Überarbeitet am
17. Nov 2023
von David
Am Montag wurde der Glücksspielatlas Deutschland 2023 vom Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD) veröffentlicht. Laut der Analyse ist der Anteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland, die an Glücksspielen teilnehmen, von 55 % im Jahr 2007 auf etwa 30 % gesunken. Trotzdem zeigt der Bericht, dass bei 2,3 % der Bundesbürger ein offensichtlich problematisches Spielverhalten diagnostiziert wurde. Gerade letzterer Punkt wurde vom Drogenbeauftragten hervorgehoben.
Gemäß dem veröffentlichten Glücksspielatlas 2023 sind in Deutschland etwa 1,3 Millionen Menschen von einer pathologischen Spielsucht betroffen. Ihr Anteil an der spielenden Bevölkerung beläuft sich sogar auf 7,7 %. Die Relevanz des Problems zeigt sich laut Blienert auch darin, dass weitere 3,25 Millionen Erwachsene Symptome einer Glücksspielstörung aufweisen.
Die Veröffentlichung des Atlas bietet eine solide Grundlage für die Diskussion über den angemessenen Umgang mit Glücksspiel und seinen Auswirkungen. Dies sei nach Ansicht des Suchtexperten der Bundesregierung dringend erforderlich.
Blienert fordert härtere Restriktionen in Bezug auf das Glücksspiel, natürlich nicht, ohne ein weiteres Mal seine Forderung nach einem Werbeverbot zu betonen:
„Dass Glücksspielangebote mit schnellen und teils hohen Geldgewinnen locken, ist hinlänglich bekannt. (…) Wir brauchen dringend wirkungsvollere Maßnahmen gegen das illegale Automaten- und Onlinespiel. Und gerade bei Sportwetten sollten der Werbung schnellstmöglich engere Grenzen gesetzt werden.“
Er verwies insbesondere auf die Werbung der Buchmacher als ein Beispiel. Es sei notwendig, Werbespots für Sportwetten vor, nach und während der Sportberichterstattung zu beenden. Vorwiegend kritisierte er, dass solche Werbungen auch im Nachmittags- und Frühabendprogramm ausgestrahlt werden.
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Besonders hohes Risiko beim Automatenspiel
Laut dem Glücksspielatlas besteht besonders bei Spielautomaten eine hohe Gefahr, da fast 40 % der Spieler ein riskantes Glücksspielverhalten zeigten. Auch beim Online-Glücksspiel sei das Risiko hoch. In den letzten fünf Jahren habe die Nachfrage nach ambulanten Hilfeangeboten von Online-Spielern deutlich zugenommen. Besonders illegale Angebote sind hier ein großes Problem, da sie sich nicht an die Vorgaben zum Spielerschutz halten. Auch deshalb forderte der Bayerischen Automatenverband (BAV) beim letzten alljährlichen Herbsttreffen eine härtere Gangart gegen illegale Fungames.
Kritik aus der Branche ist zu erwarten
Wie die heimische Glücksspielbranche auf den neuen Glücksspielatlas 2023 reagieren wird, ist bisher nicht bekannt. Allerdings ist davon auszugehen, dass er wenig Begeisterung auslösen wird. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die enthaltenen Daten auf dem Glücksspiel-Survey 2021 basieren. Dieses wird schon seit Langem von Branchenvertretern kritisiert und wurde zuletzt in einem Gutachten von der Statistikerin Katharina Schüller aus verschiedensten Gründen regelrecht auseinandergenommen. Das wiederum zog eine schnelle und eher patzige Antwort der Autoren nach sich. Jedenfalls haben diese Entwicklungen selbstredend nicht gerade dazu geführt, dass sich das Glücksspiel-Survey nun größerer Beliebtheit in der Branche erfreut.
Die Autoren der Studie, auf der der Glücksspielatlas 2023 beruht, geben an, ein wirksamerer Spielerschutz könne vor allem durch verhältnispräventive Maßnahmen erreicht werden. Dazu werden vor allem eine Ausweitung der Spielersperren oder spürbare Angebotsbeschränkungen genannt. Am wichtigsten für den Spielerschutz wäre natürlich vor allem eine Angebotsbeschränkung bei illegalen Glücksspielangeboten. Diese wiederum lässt sich erfahrungsgemäß nur mit einem starken legalen Angebot durchsetzen. Daran scheint der Suchtbeauftragte Burkhard Blienert derzeit jedoch eher weniger Interesse zu haben…
www.dhs.de