Autor
Veröffentlicht am
03. Nov 2023
von David
Am 26. Oktober 2023 versammelten sich 280 Mitglieder des Bayerischen Automatenverbandes (BAV) zu ihrem alljährlichen Herbsttreffen im malerischen Bamberg in Franken. Das zentrale Thema dieser Veranstaltung war ein informativer Vortrag, präsentiert von Alexander Kringe und Bettina Eichler, beides Polizeibeamte vom Polizeipräsidium Köln. In ihrem Vortrag beleuchteten sie aktuelle Statistiken im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel und zogen den Schluss, dass die politischen Entscheidungsträger dringend ein Umdenken und entsprechende Maßnahmen ergreifen sollten.
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Illegale Fungames generieren über 3 Mrd. Euro
Nach den Ansichten von Kringe und Eichler steht die Automatenbranche einer alarmierenden Welle des illegalen Glücksspiels gegenüber. Die Problematik drohe auszuufern, berichteten die beiden Polizeibeamten. Es wird angenommen, dass bundesweit etwa 50.000 illegale Spielgeräte im Einsatz sind, die schätzungsweise einen jährlichen Bruttospielertrag von 3 Milliarden Euro erwirtschaften.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass illegales Glücksspiel vermehrt in Privaträumen stattfindet. Spielerschutz? Fehlanzeige! Eichler demonstrierte dies anhand eines Fungames, bei dem man innerhalb einer Minute 10 Euro in 100 Euro verwandeln kann. Leider geht es natürlich mindestens ebenso schnell in die andere Richtung mit dem Guthaben. Diese Geräte werden von den Beamten als reine Geldvernichtungsmaschinen bezeichnet.
Die massive Ausbreitung von Fungames auf dem Markt erfordere eine stärkere Zusammenarbeit von Automatenverbänden und Suchtpräventionsorganisationen, um gegen die schädlichen Auswirkungen des illegalen Glücksspiels vorzugehen.
Abgesehen davon wären die wirksamsten Methoden gegen illegale Geräte die sogenannten vermögenswirksamen Abschöpfungen. Dieselbe Idee hatte man vor kurzem auch in Berlin, wo entsprechende Abschöpfungen in Zukunft einfacher möglich gemacht werden sollen. Diese hinterlasse sogar bei der organisierten Glücksspielmafia bleibenden Eindruck.
Die zwei Beamten appellierten:
„Die Strafbarkeit sollte ausgeweitet werden auch auf den Kauf und Verkauf von Fungames. Das illegale Glücksspiel kann ohne abschreckende Sanktionen nicht effektiv bekämpft werden. Wir müssen die Spur des Geldes verfolgen. Der Vollzug muss insgesamt gestärkt werden.“
Auch die Glücksspielbranche schließt sich dem Kampf gegen den illegalen Markt an
Die legale Branche führt indessen einen sehr unausgeglichenen Kampf gegen den Schwarzmarkt. Das erklärt zumindest BAV-Präsident Andy Meindl. Seiner Ansicht nach befinde sich der deutsche Glücksspielmarkt in einer Zwickmühle:
„Durch die Spielverordnung ist das Spiel unattraktiver für unsere Gäste geworden. Gleichzeitig boomt das illegale Spiel und der Kostendruck steigt und steigt.“
Die legalen Spielhallen sehen sich auch mit harter Konkurrenz aus dem Schwarzmarkt konfrontiert. Auf dem illegalen Markt werden den Spielern äußerst verlockende Optionen geboten. Hier gibt es weder Wartezeiten noch komplizierte Transaktionen. Zusätzlich sind Features wie die Autoplay-Funktion verfügbar, die Aussicht auf größere Gewinne und ein insgesamt dynamischeres Spielerlebnis bietet.
Spieler- und Jugendschutz seien bei illegalen Spielangeboten ebenfalls kein Thema. Außerdem gäbe es dort keine Altersprüfungen und Spielersperren oder die OASIS-Sperrdatei sind im illegalen Markt ohnehin Fremdwörter.
Zudem kennen die Spiele auf dem Schwarzmarkt keinerlei Begrenzungen in Bezug auf die Spieldauer, Gewinne oder Verluste. Das eingeworfene Geld wird freudig und vollständig akzeptiert, ohne jegliche Limitierungen. Es gibt jedoch keine direkte Geldauszahlung durch die Spielgeräte; Auszahlungen erfolgen entweder über die Aufsichtsperson in der Spielstätte oder werden auf Spielerkonten oder Geldkarten gebucht.
Vor diesem Hintergrund gestaltet sich der Wettbewerb für legale Spielhallen schwierig. Um gegenüber den illegalen Angeboten konkurrenzfähig zu sein, ist es erforderlich, das legale Glücksspiel erheblich attraktiver zu gestalten. In diese Richtung wurden bereits erste Schritte unternommen.
Der Verband hat ein Rechtsgutachten bei Professor Dr. Dr. Michael Kubiciel in Auftrag gegeben, um eine Analyse der gegenwärtigen Probleme im Zusammenhang mit Fungames durchzuführen. Das Ziel ist, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und den Kampf gegen illegale Glücksspiel-Angebote zu intensivieren.
Darüber hinaus hat der BAV in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Gastronomie-Automatenaufsteller e.V. (FGA) im August dieses Jahres die Meldeplattform www.illegales-spiel.de ins Leben gerufen. Dies ist eine weitere Initiative zur Bekämpfung illegaler Glücksspiel-Angebote.
Insider berichten über Praktiken im illegalen Glücksspiel
Während der Veranstaltung hatten auch Spielhallen-Betreiber und Händler die Gelegenheit, ihre Erfahrungen zu teilen. Sabine Dittmers-Meyer, die Inhaberin einer legalen Spielhalle, berichtete von der erfolgreichen Razzia gegen illegale Glücksspiel-Aktivitäten in Verden. Erstaunlicherweise stiegen bereits am nächsten Tag die Umsätze in ihrer Spielstätte wieder an.
Eduard “Eddie” Steubl, ein Spielhallenbetreiber aus Nürnberg, schilderte erhebliche Probleme im Umgang mit der organisierten Kriminalität. Es scheint Hinweisgeber zu geben, welche die Täter vor anstehenden Razzien warnen würden. Steubl glaubt, dass die beste Lösung darin bestehe, mehr Freiheit für gewerbliche Spielbetriebe zu ermöglichen. Dies könne seiner Ansicht nach dazu beitragen, den Schwarzmarkt einzudämmen.
Eine erfreuliche Entwicklung sei, dass die Beziehungen zwischen der Glücksspielbranche und der Politik in den letzten zwei Jahrzehnten stabiler geworden seien. Meindl betonte, dass die letzten Landtagswahlen, die erneut eine konservative Regierung hervorgebracht haben, das wirtschaftliche Klima weiter gefestigt haben.
So wurden die Kontakte zu den Regierenden von Meindl als „vertrauensvoll und belastbar“ bezeichnet. So sei der BAV auch auf dem CSU-Parteitag erneut Anlaufstelle für zahlreiche Gespräche gewesen.