Hitzige Szene aus "Der Clou" nach dem Pokerspiel im Zugabteil

Der Clou – Film 1973

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Überarbeitet am
13. Jun 2024
von David

In der Liste der Filme mit Glücksspielbezug dürfte Der Clou einer der ältesten Kandidaten sein: 1973 kam er zum ersten Mal in die Kinos, womit die Komödie ein gutes halbes Jahrhundert alt ist. Von seiner Qualität hat er trotzdem nichts verloren: Der Clou war ein gigantischer Erfolg an den Kinokassen und gewann insgesamt sieben Oscars, drei weitere Nominierungen kamen dazu. Für heutige Zuschauer wirkt der Film sogar noch älter, da eigentlich längst vergessene Techniken zum Einsatz kommen – wie die Einblendung von Titelkarten, wie es zu Stummfilmzeiten populär war.

Zusammen mit den hochkarätigen Darstellern, die sichtlich Spaß an ihren Rollen hatten, entstand so ein enorm beliebter und exzellenter Film, den du nicht verpassen solltest.

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Fakten im Schnelldurchlauf

Erscheinungsdatum: 25. Dezember 1973 (11. April 1974 in Deutschland)

Laufzeit: 129 Minuten

Originalsprache: Englisch

Regie: George Roy Hill

Drehbuch: David S. Ward

Altersfreigabe: ab 12 Jahre

Stars: Paul Newman, Robert Redford, Robert Shaw, Robert Earl Jones, Eileen Brennan, Charles Durning

IMDb-Bewertung: 8.3/10

8.3/10

Ein Betrug jagt den nächsten

Der Clou ≣ 1973 ≣ Trailer ≣ Remastered
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Es ist 1936: Auf offener Straße versuchen Luther Coleman (Robert Earl Jones) und sein junger Kollege Johnny Hooker (Robert Redfort) einen Geldboten namens Mottola um 11.000 US-Dollar zu bringen – und der Plan geht auf. Damit beginnt Johnnys Karriere als junger Trickbetrüger. Luther hingegen, nicht mehr ganz so jung, nutzt die Gelegenheit, um seinen baldigen Ruhestand bekanntzugeben. Vorher weist er Johnny an, nach Chicago zu gehen, um dort ganz groß ins Betrugsgeschäft einzusteigen – unter Anweisung von Henry Gandorff (Paul Newman). Bevor es so weit kommt, fliegt der Diebstahl der 11.000 US-Dollar jedoch auf: William Snyder (Charles Durning) vom Betrugsdezernat ist den beiden Gangstern auf den Fersen.

– Achtung: Zwar geben wir die Story nur oberflächlich wieder, allerdings sind durchaus Spoiler enthalten. Überspringe diese Sektion, wenn du Dir den Film spoilerfrei ansehen willst.

Statt Johnny und Luther zu verhaften, verlangt er jedoch einen Anteil an dem ergaunerten Geld – was Johnny auch bezahlt, allerdings mit Falschgeld, was wiederum zu spät auffliegt. Kompliziert wird es, als herauskommt, dass der Geldbote Mottola für Doyle Lonnegan (Robert Shaw) gearbeitet hat: Einer der größten Gangsterbosse von Chigaco. Kurzerhand lässt Lonnegan sowohl Mottola als auch Luther Coleman umbringen. Johnny flüchtet aus Angst aus der Stadt und plant, sich an Lonnegan zu rächen und setzt darauf auf die Hilfe von Henry Gandorff.

Nachdem dieser anfänglich zögert, willigt er schließlich ein. Zusammen entwerfen sie einen überaus komplexen Plan, um Lonnegan hinters Licht zu führen und ihm viel Geld abzunehmen. Das zusammengetrommelte Team baut einen kompletten Wettsalon auf – der nur eine Bühne ist, um Lonnegan um sein Geld zu erleichtern – und lockt diesen dorthin. Es geht schließlich um 500.000 US-Dollar, die Lonnegan auf ein im wahrsten Sinne des Wortes falsches Pferd setzen soll.

Was nun folgt, ist ein extrem kompliziertes Geflecht aus Betrügereien, die am Ende dazu führen sollen, dass Lonnegan seine gerechte Strafe erhält. Dies alles hier niederzuschreiben, würde ein ganzes Buch füllen. Aber keine Angst: So komplex die Handlung zu diesem Zeitpunkt wird, so überschaubar wird sie erzählt. Den Durchblick verlierst du jedenfalls nie. Anschauen solltest du dir Der Clou auf jeden Fall, denn bessere Betrugsserien, die auf eine ähnlich charmante Weise erzählt werden, wirst du kaum in Hollywood finden!

Schauspielerinnen und Schauspieler

In diesem Film haben Frauen übrigens nicht viel zu melden. Der große Teil des Casts ist männlich, die wenigen Frauenrollen sind zwar vorhanden, aber für die Handlung nicht überaus bedeutsam. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass geistige Nachfolger wie Ocean’s Eleven dies viele Jahrzehnte später wieder aufgegriffen haben und fast ausschließlich auf männliche Besetzungen setzen.

Davon abgesehen sind die die Schauspieler allesamt in Hochform. Möchtest du heutige “Altstars” wie Redford oder Newman einmal zum Höhepunkt ihrer Karrieren erleben, bist du bei diesem Film genau richtig aufgehoben. Angesichts der geballten Starpower – und die genannten Personen waren auch vor 50 Jahren schon gewaltige Namen im Showbusiness -, ist es fast ein Wunder, wie der Film für vergleichsweise schlanke 5,5 Millionen US-Dollar gedreht werden konnte. Heute wären dies etwa 35 Millionen US-Dollar, was immer noch ein winziges Budget für einen Film dieser Größenordnung ist.

Wo wurde Der Clou gedreht?

Schöner Sonnenuntergang in Los Angeles mit der Downtown Skyline und Palmen

Zwar spielt der Film hauptsächlich in Chicago, weite Teile von Der Clou wurden allerdings in Los Angeles gedreht. Viele Szenen entstanden in den Universal Studios in Hollywood, und dort genauer gesagt in der Abteilung “Main Street”, die für viele Filme herhalten durfte. Das Karussell, das Gondorff im Film betreibt, kannst du am Santa Monica Pier auch heute noch bewundern: Es heißt Looff Carousel und wurde 1916 errichtet, heute steht es an der Colorado Avenue und wartet auf Touristen und Gäste.

Viele echte Kneipen und Clubs wurden kurzerhand in Filmsets umgebaut: Das Casino in New York etwa ist eigentlich die Lounge der Castle Green Apartments in Pasadena. Zur Zeit des Filmdrehs war das Hotel bereits etwas heruntergekommen, was der Crew gut gepasst hat, da die Location recht günstig zu bekommen war. Die Korridore des Hotels in Chicago waren eigentlich auch nur die Flure des Castle Green Hotels – die in Filmen wie Prestige und Der letzte Samurai ebenfalls genutzt wurden.

Die Bank in Der Clou ist die Commercial and Savings Bank am 225 East Colorado Boulevard – unverkennbar bis heute aufgrund des italienischen Marmors in der Eingangshalle. Gebaut wurde das Gebäude schon 1912. Das Burlesque-Theater im Film ist ein gewaltiges, damals sehr teures Set, das ursprünglich im Jahr 1925 für Das Phantom der Oper gebaut wurde. Interessanterweise wird das Set auch heute noch aktiv genutzt – fast 100 Jahre später!

Die diversen Zugszenen spielen im Film in Chicago, New York und Joliet – doch aufgenommen wurden sie allesamt in Chicago. Zwei der Terminals, die zu sehen sind, waren zur Zeit des Filmdrehs schon außer Betrieb und wurden im realen Leben als Büroräume genutzt. Die Filmcrew hat also diese Büroräume wieder umgebaut, damit sie so aussahen, als würden dort tatsächlich Tickets gestempelt werden. Möchtest du die diversen Bahnstationen besuchen, findest du sie in Union Station (heute noch immer in Benutzung), La Salle Street, Illinois Central Station und Penn Central Freight Yards.

Die Union Station in Chicago von außen

Wahr oder nicht?

So schön es wäre, die astronomisch unwahrscheinlichen Ereignisse in Der Clou in der Realität zu erleben: Es ist leider alles komplett erfunden. David S. Ward, der das Drehbuch geschrieben hat, wurde zum Verfassen der Geschichte inspiriert, als er Material über Taschendiebe gelesen hat. Insofern besteht also ein minimaler Bezug zur Realität, doch die eigentlichen Ereignisse sind komplett frei erfunden.

Dies gilt auch für den Nachfolger des Films, der ein Jahrzehnt später in die Kinos kam und der in keiner Weise an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen konnte. Schlicht “Der Clou 2” betitelt, ging der Film an den Kinokassen, beim Publikum und bei den Kritikern komplett unter. Von der Originalbesetzung waren, in weiser Voraussicht, nicht viele Personen beteiligt.

Erfolg an den Kassen

1973 und 1974 war Der Clou ein gigantischer Erfolg. Der Film kostete gerade einmal 5,5 Millionen US-Dollar und spielte fast 160 Millionen US-Dollar ein – das 29-fache! Bereinigt für die Inflation seit damals entspricht der Gewinn etwa 800 Millionen US-Dollar. Rechnen wir die Einnahmen von diversen Medien für zu Hause dazu – damals die bald aufkommenden VHS-Kassetten, dann DVDs und Blu-rays sowie Streaming -, werden wir heute absolute problemlos die Marke von einer Milliarde US-Dollar überschritten haben.

Unsere Meinung: Wie gut ist Der Clou?

Paul Newman und Robert Redford im Film "Der Clou"

Sein Alter merkt man dem Film durchaus an: Er ist fast 50 Jahre alt und war schon seinerzeit bewusst “auf alt gemacht”, inklusive der verwendeten Technik und auch der Musik, die eher an die 1920er erinnert als 1970. Das passt gut zur Ära, in der der Film spielt. Schaden tut es nicht: Heutige Filme werden zwar ganz anders präsentiert, aber das tut der Qualität des Films keinen Abbruch. Im Gegenteil: Es entsteht ein angenehmer Kontrast zu modernen Filmen. Hast du keine Lust auf schnelle Schnittorgien, dröhnende Musik und gewaltige Effekte, bist du hier gut aufgehoben.

Die Geschichte des Films ist aufgrund der Masse der Darsteller und der Vielfalt der Handlungsstränge zwar sehr komplex. Gleichzeitig wird der Plot aber so nachvollziehbar gezeigt, dass du nie den roten Faden verlierst. Dafür nimmt sich Der Clou in den richtigen Momenten dann auch Zeit, was auch die recht lange Laufzeit von über zwei Stunden erklärt. Der bereits zitierte Ocean’s Eleven folgt einer ähnlichen Grundstruktur, aber ist dabei wesentlich rasanter inszeniert und an ein modernes Publikum angepasst.

Bemerkenswert am Film ist, dass es eigentlich keine sympathischen Helden gibt. Es sind allesamt Betrüger, die sich gegenseitig betrügen. Sich an einem Gangsterboss zu rächen, mag erst einmal positiv erscheinen – aber dazu wäre es eben nie gekommen, wenn Luther und Johnny die ganze Sache nicht zuerst ins Rollen gebracht hätten, indem sie dem Geldboten zu Beginn seine “Fracht” abgenommen haben. Dennoch gelingt die Darstellung der Figuren so gut, dass man nicht anders kann, als mit den “guten Bösen” mitzufiebern.

Das ist auch ein Verdienst der Darsteller. Nachdem Paul Newmans Karriere zu dieser Zeit etwas im Sand verlaufen war, schoss ihn Der Clou praktisch über Nacht wieder in den Starhimmel. Er selbst, Redford, Jones und alle anderen Darsteller sind mit einer teilweise diebischen Freude an der Sache und sichtlich motiviert, diesen Film durch ihre Performance so gut wie möglich werden zu lassen – was dann auch geklappt hat. Vor allem Robert Shaw als Doyle Lonnegan versprüht von der ersten Szene an eine unausstehliche Energie: Eine Person, die man gleich hassen soll und was Shaw auch sehr gut gelingt.

Wie viel Glücksspiel steckt in Der Clou?

Die Pokerszene im Zugabteil im Film "Der Clou"

Ein Film dieser Art kommt natürlich nicht ohne die eine oder andere Szene mit Glücksspielbezug aus. Im großen Stil geht es am Ende um Pferderennen, aber zwischendurch wird dir eine Partie Poker in einem Zugabteil auf jeden Fall in Erinnerung bleiben. Die Szene allein geht fast zehn Minuten, gespielt wird Five Card Stud. Die gesamte Pokerbandbreite aus Call, Raise, Fold und so weiter ist vorhanden. Möchtest du der Action folgen können, brauchst du also schon etwas Pokerwissen – wenngleich es natürlich eigentlich um die Dramatik im Hintergrund geht. Spielst du gerne, wirst du in Der Clou auf jeden Fall jede Menge interessante Szenen bewundern können.

Wo kann ich Der Clou anschauen?

Kaufen kannst du Dir den Film sowohl auf DVD als auch Blu-ray – und auf Wunsch sogar in Ultra-HD. Den überschaubaren Kaufpreis ist Der Clou auf jeden Fall wert. Außerdem handelt es sich um einen dieser Filme, die man einfach immer mal wieder anschauen kann. Den Kaufpreis wirst du also in kurzer Zeit im Vergleich zu Leihgebühren bei Streamern wieder reingeholt haben.

Reicht ein Stream aus, hast du in Deutschland sehr viele Möglichkeiten: Amazon, Apple TV, der Sky Store, Google Play oder auch Microsoft bieten den Film an. Dazu kommen noch zahlreiche weitere Anbieter, wie maxdome, CHILI, videociety, MagentaTV und Rakuten TV – und sicherlich gibt es noch ein paar mehr. Inklusive Abspann hat Der Clou eine Laufzeit von 129 Minuten, bei den meisten Anbietern kannst du sowohl in Deutsch als auch Englisch schauen. Manche Streamingdienstleister schneiden die Credits ab, dann kommt Der Clou auf 123 Minuten.

Fazit: Ein Film, den du nicht verpassen solltest

Der Clou mag ein halbes Jahrhundert alt sein – und große Teile des Casts sind inzwischen verstorben -, aber das tut der Qualität keinen Abbruch. Die über zwei Stunden Laufzeit vergehen wie im Flug. Die erwähnte Pokerszene im Zugabteil ist fast zehn Minuten lang, was man ihr aber zu keinem Zeitpunkt anmerkt.

Der Antagonist im Film, gespielt von Robert Shaw, ist ein so wunderbar widerlicher Unsympath, dass du keine andere Wahl haben wirst, als mit den “guten Betrügern” im Film mitzufiebern und zu hoffen, dass ihre Gaunereien aufgehen. Der Realismus ist da nur zweitrangig: In der Realität könnte ein solch unglaublicher Plan praktisch nie gelingen. Für einen zweistündigen Filmabend vergessen wir das jedoch einfach und freuen uns über einen der besten Filme der 1970er.

Marek Masik/shutterstock.com
Bildnummer 1418018357

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