Inhaltsverzeichnis
Veröffentlicht am
30. Mär 2022
von David
Runner Runner hat einen zu Beginn starken Bezug zu Onlinepoker und ist daher in unseren Filmbesprechungen bestens aufgehoben. Im Kern ist der Film ein insgesamt unterhaltsamer Thriller, der dir als Zuschauerin oder Zuschauer nicht zu viel abverlangt. Nach Ende der 91 Minuten Laufzeit ist Runner Runner tatsächlich vorbei. Das soll heißen, dass hier keine großen Fragen aufgeworfen werden oder der Film großartig in Erinnerung bleibt. Schlecht muss das nicht sein: Runner Runner will dir einfach einen Abend Unterhaltung präsentieren und genau das wird auch erreicht. Ob sich der Kauf oder Stream für dich lohnt und wo der Film gedreht wurde, zeigen wir dir in unserer kurzen Besprechung.
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Fakten im Schnelldurchlauf
Erscheinungsdatum: 4. Oktober 2013 (17. Oktober 2013 in Deutschland)
Laufzeit: 91 Minuten
Originalsprache: Englisch
Regie: Brad Furman
Drehbuch: Brian Koppelman und David Levien
Altersfreigabe: ab 12 Jahre
Stars: Justin Timberlake, Ben Affleck, Gemma Arterton, Anthony Mackie
IMDb-Bewertung: 5.6/10
Betrug beim Onlinepoker? Nicht mit Justin Timberlake!
Richie Furst (Justin Timberlake) möchte Mathematik an einer teuren Universität studieren. Da er zuvor eine ertragreiche Karriere an der Wall Street hingelegt hatte, versagt ihm die Universität allerdings eine Ermäßigung der hohen Studiengebühren. Seine Rücklagen liefern jedoch nicht mehr genug Geld, sodass er sie auffrischen muss – und zwar mit der Idee, andere Studierende in Onlinepoker einzuführen. An deren Gewinnen wird er beteiligt. Die Universität deckt diese fragwürdigen Aktivitäten schließlich auf und will Richie exmatrikulieren. Also fasst sich dieser den Plan, seine gesamten Ersparnisse selbst beim Onlinepoker einzusetzen. Das klappt erst gut, bis er in der letzten Hand alles verliert.
Achtung: Ab jetzt folgen Spoiler, die dir bestimmte Storywendungen verraten! Willst du dir den Spaß nicht entgehen lassen, springe am besten gleich weiter zu “Schauspielerinnen und Schauspieler”.
Richie wittert hinter dieser letzten Hand Betrug, da es für ihn aussieht, als würde sein Gegenspieler alle Karten schon im Voraus kennen. Also fliegt er nach Costa Rica zu Ivan Block (Ben Affleck), der der Betreiber der größten Pokerplattform im Internet ist. Ivan gesteht zuerst nicht, lenkt dann aber ein und bietet Richie sogar einen Job an, der eine siebenstellige Summe pro Jahr abwirft. Richie wittert den Reichtum, nimmt an und beginnt gleichzeitig eine Affäre mit Ivans Exfreundin Rebecca Shafran (Gemma Arterton).
Ganz so legal, wie Ivan behauptet, läuft es hinter den Kulissen der Plattform dann aber wohl doch nicht ab: Das FBI will Ivan ein Schneeballsystem vorwerfen und Andrew Cronin (Oliver Cooper), Richies alter Freund, überzeugt Richie davon, dass dies tatsächlich den Tatsachen entspricht. Ivan wittert die Gefahr, die inzwischen von Richie ausgeht, und erpresst diesen über dessen Vater.
Im Laufe der Zeit wird deutlich, dass die örtliche Polizei in Diensten von Ivan Block steht und die Auslieferung an die USA, wo Ivan ein Prozess drohen könnte, daher praktisch unmöglich ist. Richie, Rebecca und FBI-Agent Eric Shavers (Anthony Mackie) schmieden einen Plan, um Ivan zu Fall zu bringen – und ob das klappt, erfährst du, wenn du dir Runner Runner selbst anschaust.
Schauspielerinnen und Schauspieler
Für einen verhältnismäßig preiswerten Film ohne große Zielgruppe ist Runner Runner durchaus mit einigen hochkarätigen Namen gespickt:
- Justin Timberlake als Richie Furst
- Gemma Arterton als Rebecca Shafran
- Anthony Mackie als Agent Shavers
- Ben Affleck als Ivan Block
- Oliver Cooper als Andrew Cronin
Insgesamt machen die Schauspielerinnen und Schauspieler ihren Job durchweg gut. Justin Timberlake ist kein geborener Schauspieler, was man ihm hier und da auch anmerkt. In dieser Phase seiner Karriere hatte er es aber immer wieder auch mit Filmen versucht (wie The Social Network). Was er an Fähigkeiten vermissen lässt, macht er durch seine Präsenz wieder gut: Es macht einfach Spaß, ihm auf der Leinwand zuzuschauen.
Affleck vor allem spielt eine Rolle als recht eindimensionaler Krimineller, aber durch seinen natürlichen Charme macht es einfach Spaß, ihm zuzuschauen. Gefordert wird er jedoch nie – ähnlich wie Gemma Arterton, die zwar da ist, aber eigentlich nur als Mittel dient, um die Spannungen zwischen Richie und Ivan weiter zu strapazieren.
Wo wurde Runner Runner gedreht?
Ein Großteil des Films spielt auf Costa Rica. Vor Ort war die Filmcrew jedoch kein einziges Mal. Stattdessen filmte man praktisch den gesamten Film zwischen Sommer und Winter 2012 auf Puerto Rico. Für den durchschnittlichen Zuschauer ist der Unterschied praktisch nicht zu erkennen, was auch an der geografischen Nähe der beiden Inseln liegt. Puerto Rico nutzte die Arbeiten an dem Film auch gleich auf positive Weise für das Marketing der Insel, um mehr Touristen anzulocken.
Ein weiterer Drehort, der im ersten Teil des Films bedeutend ist, ist das Gelände der Universität Princeton. Ein gesamtes Unigelände nachzubauen, kommt praktisch nicht in Frage, und so filmte man einfach für einige Tage direkt vor Ort und in der näheren Umgebung.
Möchtest du dir die Locations direkt vor Ort genauer anschauen, sind die Dickinson und Nassau Street eine gute Adresse. Weitere Straßen, die im Film zu sehen sind, sind die Alexander Street, College Road, Vandeventer Avenue, der University Place sowie die Strecke zwischen Moore Street und Murray Place. Diese Straßen und auch die angrenzenden Geschäfte sind auf die eine oder andere Weise im Film zu sehen. Die Geschäfte an den Straßenseiten sind echt, die Inhaber wurden jedoch darüber informiert, dass ihre Geschäfte später im Film zu sehen sein werden. Auch das Parken vor Ort war einige Tage verboten. Der Aufwand, der für Runner Runner betrieben wurde, war somit vergleichsweise hoch.
Wie groß ist der Pokerbezug in Runner Runner?
An die akribische Darstellung des Spiels wie in Rounders kommt der Pokeranteil in Runner Runner nicht heran. Während in Rounders Fachbegriffe benutzt und erklärt wurden und die gespielten Hände durchaus realistisch waren, dient Poker in Runner Runner nur als Aufhänger für die größere Geschichte rund um Betrug und Erpressung. Du musst somit keine Pokerkenntnisse mitbringen – und wirst im Anschluss auch nicht schlauer aus dem Film herausgehen. Die Pokerszenen im Film werden nicht näher erklärt und erinnern an Szenen aus Filmen mit Computerhackern: Ein Mensch sitzt vor einem leuchtenden Bildschirm und Dinge passieren – aber was genau, das wird nicht offensichtlich.
Dass es hin und wieder tatsächlich zu Betrug im Onlinepoker kommt, ist hingegen nicht weit hergeholt. Das bekannteste Beispiel dürfte UltimateBet betreffen: Auf der Pokerplattform konnte von 2006 bis 2007 ein Spieler eine Sicherheitslücke ausnutzen, die es ihm erlaubte, die Karten der gegnerischen Spieler zu sehen. Einen ähnlichen Vorteil nutzt auch der Spieler, der Richie Furst in Runner Runner schließlich das Geld abnimmt. Von daher sind die Vorgänge in dem Film absolut realistisch, wenngleich es einen ähnlichen Fall im Onlinepoker seit der Sache mit UltimateBet nicht mehr gegeben hat.
Runner Runner: Nicht zum Weglaufen, aber…
Von der Glücksspiel- und Pokerprämisse in Runner Runner solltest du dir nicht zu viel versprechen. Das Spiel wird nur als Aufhänger genutzt, um einen Grund zu haben, die anschließende Thrillergeschichte um Erpressung und Betrug anzukurbeln. Im späteren Verlauf des Films ist daher von (Online-)Poker auch nicht mehr viel zu sehen. Stattdessen dreht sich alles um die persönlichen Belange der diversen Charaktere.
Diese haben übrigens keinen leichten Stand. Ben Affleck ist natürlich ein Schwergewicht in Hollywood, und dass er durchaus gute Rollen spielen kann, hat er in Filmen wie Gone Girl oder Argo unter Beweis gestellt. Das Problem, unter dem die Darsteller hier leiden, ist jedoch das Drehbuch. Es erzählt eine sehr klassische Geschichte mit ebenso klassischen Schwarz-oder-weiß-Charakteren. Sie durchlaufen keine große Entwicklung – und so können auch die Schauspieler nicht viel aus ihren Fähigkeiten herausholen. Wenn das Drehbuch ihnen wenig gibt, mit dem sie arbeiten können, können auch die größten Schauspieler nicht viel machen.
Ein Problem des Films besteht außerdem darin, dass Runner Runner eben das Rad keinesfalls neu erfindet. Betrug, Erpressung, geschmierte Polizei, FBI-Agenten… All das hat man irgendwo schon einmal gesehen. Ob besser oder schlechter, spielt dabei gar keine große Rolle, denn nach dem durchaus interessanten Auftakt, der so bislang noch nicht in einem Film zu sehen war, verrennt sich die Story in Klischees des Genres. Dass es eigentlich um Onlinepoker und den Zutritt zu einer Universität ging, weißt du am Ende des Films vielleicht gar nicht mehr, denn bis dahin entwickelt sich Runner Runner in eine völlig andere Richtung.
Einige Logikfehlerchen schleichen sich in den Film ebenfalls ein. Würde ein praktisch mittelloser Student nach Puerto Rico fliegen, um dort den Chef einer Pokerplattform persönlich zur Rede zu stellen – wobei eine hohe Chance besteht, dass dieser Boss dich nicht einmal empfangen wird? Das klingt alles reichlich weit hergeholt und dient, wie bereits erwähnt, nur dazu, die Geschehnisse an eine berauschende Kulisse zu verlagern.
All das soll jetzt nicht heißen, dass Runner Runner schlecht ist. Für einen Abend, den du dir mit einem kurzweiligen Film füllen möchtest, reicht es komplett aus. Die Locations sind hübsch anzusehen, die Schauspieler liefern solide Leistungen ab, die Geschichte ist ebenso schnell im Kopf wie wieder vergessen. Um einen Samstagabend etwas aufzupeppen, ist Runner Runner daher gut geeignet. Darüber hinaus solltest du aber keinen bahnbrechenden Film erwarten – und Filme wie Rounders oder Casino stellen am Ende viel mehr mit dem Casino- und Glücksspielthema an.
Erfolg an den Kassen
Trotz des recht speziellen Themas konnte Runner Runner recht viel Aufmerksamkeit generieren und brachte es auf ein Einspielergebnis von 62,7 Millionen US-Dollar. Gegenüber den Produktionskosten von 30 Millionen US-Dollar ist das ein gutes Resultat.
19,3 Millionen US-Dollar entfielen auf den Markt zu Hause in den USA, die restlichen 43,4 Millionen US-Dollar kamen aus anderen Teilen der Welt. Zusammen mit den kontinuierlichen Einnahmen durch Streaming und den Verkauf physischer Datenträger dürfte Runner Runner für das Studio ein ansehnlicher Erfolg gewesen sein.
Wo kann ich Runner Runner streamen?
Sowohl in Deutsch als auch Englisch ist der Film bei zahlreichen Streaminganbietern verfügbar. Dazu gehören unter anderem Amazon, Apple TV, Google Play, maxdome, MagentaTV und der Microsoft Store. Viele kleinere Anbieter kommen ebenfalls in Frage. Bei einigen Anbietern hat Runner Runner eine kürzere Laufzeit. Geschnitten wurde in dem harmlosen Film jedoch nichts, einige Dienstleister entfernen nur die Credits am Ende, was dann die etwa vier Minuten kürzere Laufzeit erklärt.
Alternativ kaufst du dir die Blu-ray oder DVD. Mehr als drei bis vier Euro kostet der Film nicht. Unserer Meinung nach ist ein einmaliger Stream bei einem Film dieser Art zwar ausreichend, aber die Entscheidung liegt letztendlich bei dir.
Fazit: Ganz rund läuft Runner Runner nicht
Runner Runner ist ein perfekter Vertreter der Gattung “Kann man sehen, aber man verpasst nichts, wenn es nicht so ist”. Mit runden 90 Minuten Laufzeit verlangt dir der Film kein besonders stabiles Sitzfleisch ab – und zu mehr hätte es angesichts der recht dünnen Story auch nicht gereicht. Wenn du weißt, auf was du dich einlässt, kann Runner Runner aber die Zeit und das Geld wert sein: Es ist ein geradliniger Thriller, der die Konventionen des Genres nie verlässt und keine großen neuen Ideen zündet.
Magst du insgesamt gute Schauspieler, die sich an teuren Locations aufhalten, bist du bei Runner Runner genau richtig. Außerdem kannst du bei diesem Film wunderbar den Kopf ausschalten: Gut und Böse ist klar voneinander getrennt und das Ende ist praktisch weit im Voraus absehbar. Suchst du nach einem solchen Lückenfüller, bist du bei Runner Runner gut aufgehoben.
Ken Lund/www.flickr.com/photos/kenlund/32569572987 (modified)
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